Lesbischer Safer Sex
8. Oktober 2025Safer Sex: Auch für Lesben ein wichtiges Thema
Sexuelle Gesundheit ist ein wichtiger Teil deines Wohlbefindens, ganz unabhängig davon, wen du liebst und mit wem du intim bist. Oft wird Safer Sex vor allem mit heterosexuellen Beziehungen oder Männern, die Sex mit Männern haben, in Verbindung gebracht. Unter Safer Sex werden Techniken verstanden, die das Risiko einer HIV-Infektionen deutlich reduzieren. HIV-Übertragungen im Rahmen von lesbischem Sex sind so selten, dass manche lesbischen Sex an sich als Safer Sex bezeichnen. Doch auch für Frauen, die Sex mit Frauen haben, ist es wichtig, sich zu informieren und auf die eigene sexuelle Gesundheit zu achten.
Disclaimer: Dieser Text wendet sich an lesbische, oder andere (cis) Frauen, die Sex mit (cis) Frauen haben.
Mythos oder Fakt: Können Geschlechtskrankheiten auch zwischen Frauen übertragen werden?
Wenn man sich Artikel im Internet durchliest, könnte man beinahe denken, dass sexuell übertragene Infektionen (STI) nicht zwischen Frauen übertragen werden können. Logischerweise stimmt das so nicht ganz, denn die Übertragung von STI kann auch zwischen Frauen durch direkten Haut-zu-Haut-Kontakt, den Austausch von Körperflüssigkeiten wie Vaginalsekret oder Menstruationsblut, sowie durch gemeinsam genutztes Sexspielzeug erfolgen. Die guten Neuigkeiten dabei sind, dass Safer-Sex-Praktiken auch für Frauen, die Sex mit Frauen haben, eine einfache Möglichkeit sind, für sich und ihre Partnerinnen zu sorgen.
Welche sexuell übertragenen Infektionen können bei sexuellen Aktivitäten zwischen Frauen übertragen werden?
Es gibt verschiedene Erreger, die auch beim Sex zwischen Frauen übertragen werden können. Hier ein Überblick zu deiner Information, der dich unterstützen soll selbstbestimmt für dich und deine Partner*innen zu sorgen:

Virale Infektionen
Humanes Papillomavirus (HPV): HPV ist eine sehr häufige Virusinfektion, die durch Hautkontakt übertragen wird, auch beim Oralsex, bei manueller Stimulation und beim Kontakt der Genitalien. Einige HPV-Typen können Genitalwarzen verursachen, andere das Risiko für Gebärmutterhalskrebs erhöhen. Den sichersten Schutz bietet die Impfung mit einem Neunfach-Impfstoff. In Deutschland zahlen alle gesetzlichen Krankenversicherung die Impfung bis zum 18 Lebensjahr, die meisten bis zum 25. Lebensjahr. Wenn du älter bist, musst du die Impfung leider selber zahlen, aber sie ist der einzige Schutz vor einer HPV-Übertragung, der beste Schutz vor Feigwarzen und eine effektive Krebsvorsorge. Zur Krebsvorsorge gehören auch regelmässige Abstriche vom Gebärmutterhals (Pap-Abstrich). In Deutschland wird der Pap-Abstrich im Rahmen der gesetzlichen Krebsfrüherkennung für Frauen ab 20 Jahren angeboten und von den Krankenkassen bezahlt. Die Empfehlungen und Intervalle variieren je nach Altersgruppe. Diese Pap-Abstriche sind für alle Menschen mit Zervix wichtig, unabhängig von der sexuellen Orientierung. Also, Vorsorgetermine nicht vergessen – sie sind ein wichtiger Teil deiner Gesundheit! Mehr Informationen zu HPV findest du beispielsweise auch bei FP-Beratung, etwa in deren Artikel zu HPV-Infektionen. Testungen auf HPV bieten wir bei s.a.m health ganz bewusst nicht an, sie machen nur Sinn im Rahmen der Krebsvorsorge. Lass dich von anderen Anbietern, die dir regelmäßige HPV-Heimtests empfehlen, nicht verunsichern.
Herpes (HSV-1 und HSV-2): Herpes wird durch Kontakt von Schleimhaut mit Flüssigkeit aus Herpesbläschen übertragen, einschließlich oralem, genitalem und analem Kontakt sowie durch gemeinsam genutztes Sexspielzeug. Sowohl oraler als auch genitaler Herpes (HSV-1 und HSV-2) können bei sexuellen Aktivitäten zwischen Frauen übertragen werden. Wenn du gerade aktiven Lippenherpes hast, sage deiner Partnerin, dass du gerade nicht küssen und nicht lecken kannst, weil eine Erstinfektionen, vor allem im Bereich der Vagina, sehr schmerzhaft ist. Tests auf HSV machen nur Sinn zur Diagnosesicherung, wenn sich deine Ärztin unsicher ist, ob das, was bei dir vaginal brennt ein Herpes ist.
Bakterielle Infektionen:
Chlamydien und Gonorrhö: Diese bakteriellen Infektionen werden durch direkte (Cunnilingus) oder indirekte (Hände, gemeinsam benutztes Sexspielzeug) Schleimhautkontakte übertragen Häufig verlaufen diese Infektionen ohne Symptome. Wenn du sicher gehen willst, keine Chlamydien oder Gonorrhö weitergeben zu können, kannst du dich testen lassen, bei der Gynäkologin oder im Rahmen von s.a.m health
Syphilis: Syphilis wird durch direkten Kontakt mit Infektionsstellen übertragen, die während des oralen, vaginalen oder analen Geschlechtsverkehrs auftreten können. Auch wenn Syphilis im Kontext von lesbischem Sex sehr selten ist, ist eine Übertragung möglich und sollte nicht vergessen werden, da eine unerkannte Syphilis schwere Folgen haben kann. Daher ist er auch im Angebot von s.a.m health enthalten.
Bakterielle Vaginose: Eine bakterielle Vaginose ist ein Ungleichgewicht der natürlichen Scheidenflora. Dabei gibt es zu wenig „gute“ Milchsäurebakterien und zu viele „schlechte“ Bakterien. Das kann zu dünnflüssigem, grauweißem Ausfluss und einem unangenehmen, fischartigen Geruch führen – meist ohne Juckreiz oder Schmerzen. Die bakterielle Vaginose ist bei lesbischen und bisexuellen Frauen häufiger auf als bei ausschließlich heterosexuellen Frauen Sie ist nicht gefährlich, aber sollte behandelt werden. Hygiene bei Fingern und Spielzeug (z. B. Kondome über Toys, Reinigung) hilft, das Risiko zu senken.. Offene Kommunikation und Achtsamkeit sind hier hilfreich.

Parasitäre Infektionen
Trichomoniasis: Trichomoniasis wird durch einen winzigen Parasiten namens Trichomonas vaginalis verursacht und beim Geschlechtsverkehr übertragen; von Schleimhaut zu Schleimhaut, gemeinsamer Gebrauch von vaginal eingeführtem Sexspielzeug, Fingern… Ob regelmäßiges Testen sinnvoll ist, wird kontrovers diskutiert. s.a.m health ist eher der Meinung, dass darauf verzichtet werden kann. Trichomoniasis verläuft häufig ohne Symptome.
Bei ungewöhnlichem Ausfluss (oft gelblichgrün, schaumig und übelriechend) bei Juckreiz, Brennen, Rötung oder Schwellung der Vulva, oder bei Schmerzen beim Wasserlassen oder beim Sex halten wir eine Diagnostik im ärztlichen Kontext für zielführend.
HIV: Die Übertragung von HIV zwischen Frauen ist sehr selten, aber durch den Austausch von Körperflüssigkeiten wie Menstruationsblut oder Vaginalsekret möglich, aber auch durch gemeinsam genutztes Sexspielzeug. Auch nicht-sexuelle Risikofaktoren wie das Teilen von Nadeln sollten beachtet werden. Wer häufig wechselnde Sexualpartner*innen hat, für den könnte die Präexpositionsprophylaxe (PrEP) eine wirksame Methode zur HIV-Prävention sein. Dein*e Ärzt*in kann dir mehr dazu erzählen. Regelmäßige Tests helfen deinen HIV-Status zu kennen. Auch wenn die Übertragung sehr selten ist, ist es gut, sich bewusst zu sein, dass sie in bestimmten Situationen möglich ist, insbesondere für Frauen, die auch Sex mit Männern haben.
Safer-Sex-Praktiken für lesbischen Sex
Unter Safer Sex werden Techniken verstanden, die das Risiko einer HIV-Infektionen deutlich reduzieren. HIV-Übertragungen im Rahmen von lesbischem Sex sind so selten, dass manche lesbischen Sex an sich als Safer Sex bezeichnen.
Wenn das auch das Risiko der Übertragung von Geschlechtskrankheiten bei sexuellen Aktivitäten zwischen Frauen weiter reduzieren möchtest, kannst du die folgenden Barriere-Methoden anwenden.
Barriere-Methoden
- Lecktücher/Dental Damm: Ein Lecktuch ist ein dünnes, rechteckiges Stück Folie aus Latex oder Polyurethan, das als Barriere beim Oralsex auf der Vulva oder dem Anus verwendet werden kann. Es verhindert den direkten Kontakt mit bakteriellen Erregern. Falls du dich dafür entscheidest, nutze für jede Partnerin und jeden sexuellen Akt ein neues Lecktuch.
- Kondome für Sexspielzeug: Verwende Kondome für Sexspielzeuge, besonders, wenn sie geteilt werden oder für den Analverkehr vor dem Vaginalverkehr genutzt werden. Wechsel die Kondome zwischen den Partnerinnen und reinige deine Spielzeuge gemäß Herstellerangaben.
- Handschuhe/Fingerlinge: Wenn du blutende Verletzungen an den Händen oder Fingern hast, können bei manueller Stimulation der Genitalien oder des Anus Latexhandschuhe oder Fingerlinge sinnvoll sein. Verwende dabei ausreichend geeignetes Gleitmittel.

Offene Kommunikation
- Sprich offen mit deiner Partnerin über sexuelle Gesundheit und Geschlechtskrankheiten.
- Lasst euch regelmäßig auf Geschlechtskrankheiten testen, besonders bei neuen Partnerinnen. Für lesbische Frauen sind hier Chlamydien und allenfalls Gonorrhö bedeutsam.
- Sprecht über Safer Sex Praktiken und gegebenenfalls auch über andere Sexualpartner*innen. Offene und ehrliche Kommunikation über eure Wünsche und Bedürfnisse ist die Basis für ein entspanntes Sexleben.
Hygiene und Umsichtigkeit
- Vor und nach dem Sex hilft Händewaschen.
- Vermeide sexuellen Kontakt, wenn eine Partnerin offene Wunden im Vaginalbereich oder Symptome einer Geschlechtskrankheit hat.
- Verwende Gleitmittel, um das Risiko von Rissen und Irritationen zu minimieren.
Organisationen und Ressourcen für weitere Informationen und Unterstützung
Hier findest du weitere Anlaufstellen und Informationen zum Thema lesbischer Safer Sex, die dich unterstützen können:
- Deutsche Aidshilfe (DAH): Auf der Webseite der Deutschen Aidshilfe findest du umfassende Informationen zu HIV/AIDS und anderen STIs für alle Geschlechter und sexuellen Orientierungen.
- Lokale Aidshilfen: Bieten oft spezifische Beratungsangebote und Tests. Die Partner-Checkpoints von samhealth.de findest du auf unserer Webseite.
- Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit (BIÖG): Das BIÖG ist eine wichtige Anlaufstelle für Informationen und Ressourcen im Bereich der öffentlichen Gesundheit, einschließlich sexueller Gesundheit.
- Gesundheitsämter: Bieten in der Regel kostenlose und anonyme STI-Tests und Beratungen an, die für alle zugänglich sind.
- Ärzt*innen: Gynäkolog*innen und Hausärzt*innen können dich ausführlich zu sexueller Gesundheit beraten und Tests durchführen, unabhängig von deiner sexuellen Orientierung. Es ist wichtig, Ärzt*innen zu finden, bei denen du dich wohlfühlst und die deine Bedürfnisse verstehen. Besonders hilfreich können hier Community-nahe Ärzt*innen oder Praxen sein, die für ihre Offenheit gegenüber queeren Patient*innen bekannt sind.
- Queermed: Queermed ist ein Verzeichnis, das queerfreundliche Gesundheitsfachkräfte auflistet und dir den Zugang zu diskriminierungsfreier Versorgung erleichtern kann. Es hilft dir, Praxen und Therapeut*innen zu finden, die in Bezug auf sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität informiert und sensibel sind.
- LGBTQ+-Organisationen: Viele Organisationen bieten Informationen und Unterstützung zu Gesundheitsfragen.